Ein Fahrradfahrer springt mit seinem Mountainbike

07.03.2024

La Palma – einmal alles bitte!

Warum Mountainbiker hier ihr Glück finden. Ein Erfahrungsbericht

Während wir uns in Deutschland noch in unsere Winterjacken gepackt haben, hat unser Kollege Marcel kurzerhand den Aufenthaltsort gewechselt und zugefrorene Autoscheiben gegen Fahrradhelm und Sonnenbrille eingetauscht. Mit im Gepäck hatte er hoffentlich nicht nur ausreichend Sonnencreme, sondern auch sein Cannondale Habit 3 Purple Haze. Allein das Schimmern dieser Schönheit im Licht ist ein Highlight. Doch kann das Fahrgefühl mit der Optik mithalten? Marcel hat genau das mal getestet und so ziemlich jeden Trail des nahezu unendlichen Wegenetzes der kanarischen Insel mitgenommen. Warum er sich ausgerechnet La Palma für seinen MTB-Trip ausgesucht hat und – Achtung Spoiler – warum er “Die grüne Insel” besonders im Winter uneingeschränkt weiterempfehlen kann, verrät er am besten selbst. 

La Palma: Aussicht auf Wälder und Hügel

Warum eine Reise nach La Palma? 

2023 hat mich viel Energie gekostet. Der Akku war leer. Es war an der Zeit, diesen wieder aufzuladen. Außerdem lädt der Winter in Deutschland nicht gerade zum Bleiben ein. Also habe ich meine Sachen gepackt und bin in ein frühlingshaftes Klima geflohen: Während einen die Hitze La Palmas im Sommer schon beim normalen Gehen zum Schwitzen bringen kann, ist das Biken im Winter bei einer Temperatur um die 20 Grad Celsius unter besten Bedingungen möglich.

La Palma ist aber auch aufgrund anderer Standortfaktoren ein Traumrevier für Biker. Wir reden hier von der steilsten Insel der Welt! Etwas Besseres kann es für einen passionierten Mountainbiker wie mich nicht geben. Als wäre das nicht schon Grund genug für eine Reise, überzeugt La Palma mit einer enormen Dichte an abwechslungsreichen Singletrails und die natürlich entstandenen unterschiedlichen Schwierigkeitslevels von flowig bis technisch sehr anspruchsvoll reizen mich ungemein. 

Langeweile gibt es nicht. In kürzester Zeit wechselt die Landschaft von Lehmuntergrund über Felspassagen bis hin zu dschungelähnlichen Waldgebieten. “Einmal alles bitte” könnte das Motto dieser Insel sein. Gerade im Winter kommt für mich kein anderer Spot fürs Mountainbiken in Frage.  

Ein Mann, Marcel, fährt einen steilen Anstieg
Grüne Hügel
Viele Fahrräder auf einer Ladefläche

Mountainbiken in La Palma

Jeder Morgen begann für mich mit dem Sound brechender Wellen. Der Blick aus dem Fenster meines Apartments fiel direkt auf den Atlantik. Mehr war nicht nötig, um voller Motivation in den Tag zu starten. Wobei – ein kleines Frühstück mit einer heißen Tasse Kaffee durfte dann doch nicht fehlen. Anschließend hielt mich aber nichts mehr drinnen und ich machte mich auf den Weg zu “Atlantic Cycling”, meinem  Guiding-Partner auf der Insel. Aufgrund des Vulkanausbruchs im Jahr 2021 und der noch andauernden Sperrung des kleinen Küstenorts Puerto Naos hat sich “”Atlantik Cycling übergangsweise in Tazacorte niedergelassen. Während wir die Bikes auf den Anhänger geladen und im Shuttle-Bus Platz genommen haben, stieg die Vorfreude auf die anstehenden Trails. 

Einmal alles bitte

Am Startpunkt angekommen wurde nicht lange gefackelt. Wir wollten einfach nur los. Also: Ausrüstung und Protektoren angelegt und schon haben wir uns auf einer schnellen, flowigen Abfahrt durch einen lehmigen Pinienwald mit gewaltigen natürlichen Anliegern und Bodenwellen wiedergefunden. Je nach Können kann man diese überspringen oder unter sich wegdrücken. Und dann, wie aus dem Nichts, war auf einmal alles anders. Eben noch Pinien und Lehmboden und nun sattes Dschungelgrün, Felsen und Wurzeln. Die Geschwindigkeit des Trails veränderte sich und eine kluge Linienwahl war nötig, um Flow in den steilen, steinigen Kurven zu finden. Wir konnten den ganzen Weg über die Freudenschreie kaum unterdrücken. Diese Vielfalt und die Möglichkeiten, die uns damit offenstanden, waren unglaublich. 

Pinienwald in La Palma
Ein Mann, Marcel, fährt auf Lavasand

Doch jedes Abenteuer braucht Höhen und Tiefen. Um etwas zu entspannen und das Erlebte Revue passieren zu lassen, machten wir in einer der unzähligen Bars eine kurze Mittagsrast, bevor es mit dem Shuttle zum nächsten Trail ging.  

Nach einem kurzen Anstieg schossen wir schnurstracks gerade über Felsstufen und Drops hinunter mit einem Überfluss an natürlichen Linien bis wir erneut zurück in steile Pinienwälder, gespickt mit technischen Spitzkehren gelangten. Und dann: ein plötzlicher Stimmungswechsel. Wir kamen aus dem Wald heraus, hinein in eine skurrile Lava-Mondlandschaft. Hier ist das Biken anders als alles, was ich jemals zuvor erlebt habe. Das Surfen durch den tiefen Lavasand fühlt sich besonders an, man driftet in jede Kurve und wirbelt riesige Staubwolken auf! Am anderen Ende des Lavafeldes führte der Trail wieder in den Wald hinein und ein handgebauter Downhill-Trail brachtet uns ins nächste Städtchen. Hier haben wir uns einen Kaffee gegönnt, bevor wir auf einem uralten, pumptrackartigen Lavastrom zum Meer hinabfuhren. 

Sonnenuntergang in La Palma

Der Tag endete mit einem Bier an der Strandbar, wo die Gruppe die Ereignisse des Tages noch einmal zusammen durchspielte und eine enorme Verbundenheit zu spüren war. An nur einem Tag sind wir auf flowigen Trails durch Pinienwälder gefahren, haben knifflige Felspassagen im grünsten Dschungel gelöst, haben Vollgas gegeben auf Vulkan-Abfahrten und sind durch tiefen Lavasand gesurft. Das ist Mountainbiken in La Palma. Mit einem besseren Gefühl kann man einfach nicht ins Bett gehen.  

Bildnachweis

Little John Bikes