Als Frau mit Männern Radfahren
Zwischen Spaß, Ego-Rennen und klaren Ansagen.
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Lisa Augustin
Genussbikerin
Zuletzt geändert:03.12.25
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Radfahren ist eigentlich simpel: rauf aufs Rad, treten, Spaß haben. Aber sobald Männer und Frauen zusammenfahren, wird’s manchmal kompliziert. Egal, ob auf dem Rennrad, Mountainbike oder Tourenrad. Warum? Weil die Jungs oft im „Race-Mode“ stecken, während wir Frauen uns fragen: „Wollten wir nicht einfach zusammen ne Runde fahren?“
Überholen verboten – oder warum Männer nicht verlieren können
Neulich meinte ein guter Freund zu mir: „Lisa, der einzige Grund, warum dein Mann so oft vor dir fährt, ist, weil er nicht sehen kann, wenn du ihn überholst.“ Und ganz ehrlich? Da ist was dran. Viele Männer können es nicht haben, wenn eine Frau vorbeizieht. Zack – Schalter umgelegt, Ego-Modus an, plötzlich ist jede Ausfahrt ein Rennen.
So wie es manchen Biobikern geht, wenn sie ein E-Bike vor sich sehen auf der Ebene, geht es manchen Männern, wenn sie eine Radfahrerin sehen.
„Wie oft sehe ich es: Er auf dem Rennrad vorne chillen in Zone 1, sie kämpft im Windschatten um ihr Überleben.“
Lisa
Meine Anfangsphase: Überfordert, allein gelassen, fast vor Angst in die Hosen gemacht.
Ich erinnere mich noch gut an eine meiner ersten Touren mit meinem Mann. Ich hatte damals ein gebrauchtes Fully, fühlte mich schon wie die Mega-Radfahrerin und dachte: „Trail? Easy.“ Dann ging’s bergauf. Er fährt sein Tempo, ich all out. Oben brauchte ich erst mal ne Verschnaufspause - er hatte aber schon 5 Minuten auf mich gewartet und wollte sofort weiterfahren. Und dann fuhren wir auf einen Trail: „Achtung, am Ende kommen Stufen, da langsam tun.“ Er weg, ich stand da, überfordert, null Ahnung von Bremsen oder Linien. Ich dachte nur: „Der will mich umbringen.“ Das Ende vom Lied: Ich hab geschoben und Tränen vergossen, er hatte seinen Spaß. Nach der Aktion bin ich erst mal monatelang nicht mehr mit ihm gefahren. Bis wir dann über Umwege gelernt haben, gemeinsam zu fahren und ein paar schöne Stunden zusammen im Sattel zu verbringen.
Inzwischen sind über 10 Jahre vergangen und wir haben unendlich viele schöne gemeinsame Radfahrten gehabt. Es geht also, wenn Man(n) will. Wenn du als Frau mit Männern Rad fahren willst, brauchst du allerdings ein gutes Selbstbewusstsein.
„Früher hab ich versucht mitzuhalten. Ergebnis: Hyperventilieren, null Spaß, Frust. Heute fahr ich meinen Stiefel – und wenn die Männer ballern wollen, dann eben ohne mich.“
Lisa
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Natürlich gibt’s Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Auch im Radsport. Und die sind nicht nur, dass bei Wettkämpfen wie beim Ötztaler Radmarathon nur 8 Prozent Frauen an der Startlinie stehen.
Männer haben oft mehr Kraft, Leistung und Muskelmasse, Frauen dafür weniger Gewicht und mehr Gefühl.
Männer sind oft mutiger, manchmal schon grenzwertig. Frauen schätzen Risiken besser ein – und können sich selbst auch bremsen.
Frauen sind konstanter. Männer ballern gern all out – und können dann nach 2 Stunden nicht mehr.
„Bei Hobby-MTB-Rennen erlebe ich es ständig: Am ersten Berg ziehen die Männer im Wiegetritt an mir vorbei. Zwei Berge später hol ich sie ein – weil sie sich verausgabt haben und ich mir meine Kräfte besser einteile.“
Lisa
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Was wirklich nervt und was schön ist
Am nervigsten ist dieses ständige „von sich selber ausgehen“ beim Fahrradfahren. Nur weil du den Bikepark liebst, heißt das nicht, dass deine Freundin ohne Angst runterfährt. Anpassung an den Schwächeren? Fehlanzeige. Genau da entstehen die größten Konflikte. Aber: Wenn’s klappt, ist es großartig. Zusammen fahren, zusammen ankommen, die Aussicht teilen, dieselbe Strecke schaffen – das sind die schönsten Momente. Radfahren ist am Ende Zeit miteinander.
Und: Man muss nicht alles zusammen fahren. Man kann auch die harten Dinger alleine fahren oder mit Kumpels. Und das, was für die Frau fahrbar ist, dann mit ihr zusammen genießen.
Little Reminder
Communication is key. Sag, wie schnell du kannst, sag, wenn’s zu viel ist, sag auch mal Nein. Lass dich nicht vom „Schnitt“ verrückt machen – Radfahren ist kein Strava-Krieg. (Wichtig ist nur, dass du die Fahrt hochlädst. Sonst ist sie nie passiert. ;-)) Und: Fahr am Anfang ruhig viel alleine. Du musst nicht immer in einer Gruppe fahren. Lern dich selbst auf dem Rad kennen. Lern dein Fahrrad kennen. Bau Grundlagen auf. Dann macht’s mit anderen auch wirklich Spaß. Und es gibt auch viele tolle Frauengruppen, mit denen man fahren kann. Es muss nicht immer der Partner sein.
„Frauen wollen nicht sehen, wie schnell du fahren kannst. Frauen wollen sehen, wie gut du mit ihnen fahren kannst.“
Lisa
Mehr über die Autorin
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Lisa Augustin
Genussbikerin
Ich bin Lisa Augustin aus dem Schwabenländle, 31 Jahre jung, und ohne Kaffee läuft hier gar nichts. Früher Softwareentwicklerin, heute SEO-Expertin mit eigenem Fahrradblog (LisasBunteWelt). Ich fahre alles mit Pedalen – ob Rennrad, Gravelbike, Hardtail, Fully oder Indoor auf der smarten Rolle – einfach, weil es mir Spaß macht und ich beim Radfahren so viel von der Welt sehe. Bikepackingtrips und Fahrradurlaube gehören für mich genauso dazu wie kleine Feierabendrunden und Fahrten zur Eisdiele.